Natürliche Selbstorganisation

Natürliche Selbstorganisation – Anmerkung zum Thema

„In den Wissenschaften und im „Rationalismus“, der ihnen zugrunde liegt, spielt das folgende Verfahren eine wichtige Rolle: Um einen Gegenstand oder einen Prozeß zu verstehen, zerlegt man ihn in klar erfaßbare und voneinander scharf getrennte Elemente, führt Gesetze ein für die Kombination dieser Elemente und ihre Veränderungen und baut dann den Prozeß aus diesen Bestandteilen auf. Dabei trennt man nicht nur die Elemente voneinander, man trennt auch die Gesetze von den Elementen; nicht die innere Natur der Elemente, sondern ein ihnen auferlegter Zwang bestimmt damit ihr Verhalten“

und weiter:

„Diese Situation erklärt, warum es so schwer ist, ein einheitliches Bild des Weltprozesses zu erhalten, an dem wir teilnehmen, und warum das Zusammenpassen von Natur und Gesellschaft neuerdings so großen Schwierigkeiten begegnet. Die meisten Probleme, die sich einer solchen Zusammenfügung entgegenstellen, sind ja in Wahrheit Ergebnisse des beschriebenen mechanistischen Vorgehens; Verlangt man begriffliche oder methodologische Reinheit, verbietet man eine Vermengung von Ideen, die verschiedenen Bereichen angehören, so ist eine einheitliche Behandlung von vornherein ausgeschlossen. Andererseits ist die Einheit des so Getrennten schlicht eine Tatsache.“

Aus dem Vorwort von Paul Feyerabend zum Buch „Die Selbstorganisation des Universums“ von Erich Jantsch.

In selbstorganisierten Systemen wirkt jedes Teil des Systems auf das ganze System und das System auf seine Teile. Mit wissenschaftlichem analytischen Verfahren sind selbstorganisierte System in ihrer Gänze nicht zu erfassen und dennoch sind wir Menschen gut ausgestattet, selbstorganisierte Systeme zu verstehen. Ist doch unser Gehirn selbst ein „System“, dass sich selbst organisiert. Um natürliche Selbstorganisation zu begreifen, muß man sich einlassen, es sozusagen in sich entwickeln lassen.

Epirrhema

Müsset im Naturbetrachten
Immer eins wie alles achten.
Nichts ist drinnen, nichts ist draußen;
Denn was innen, das ist außen.
So ergreifet ohne Säumnis
Heilig öffentlich Geheimnis!

Freuet euch des wahren Scheins,
Euch des ernsten Spieles!
Kein Lebend’ges ist ein Eins,
Immer ist’s ein Vieles.
Johann Wolfgang von Goethe